Rund um die Psychotherapie
Stellen Sie selber fest, dass Sie unter Beschwerden im psychischen Bereich leiden, können Sie sich an Ihren Hausarzt / Ihrer Hausärztin oder auch direkt an einen niedergelassenen Psychotherapeuten / einer niedergelassenen Psychotherapeutin wenden.
Psychologe, Psychotherapeut, Psychiater und Neurologe – Wer macht was?
Psychologen/-innen (Psyche = Seele; logos = Wort, Lehre) haben Psychologie studiert und sich ausführlich mit Zusammenhängen zwischen Gedanken, Gefühlen, körperlichen Empfindungen und Verhalten befasst.
Psychiater/-innen (Psyche = Seele; iatros = Arzt) haben Medizin studiert und eine Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie durchgeführt. Sie sind auf die medizinische (v. a. medikamentöse) Behandlung psychischer Störungen spezialisiert. Psychiater/-innen haben die Möglichkeit Medikamente zu verschreiben und führen beratende Gespräche dazu.
Psychologische Psychotherapeuten/-innen und ärztliche Psychotherapeuten/-innen sind Psychologen/-innen oder Ärzte/-innen mit einer mehrjährigen therapeutischen Zusatzausbildung. Psychotherapeuten/-innen unterstützen Menschen mit psychischen Problemen (z. B. durch Gespräche, Übungen etc.), um die angezielten Änderungen zu erreichen. Niedergelassene Psychologische Psychotherapeuten/-innen sind in der ambulanten Praxis tätig.
Neurologe/-innen sind Fachärzte/-innen, der sich um “geschädigte Nervenzellen” kümmert, beispielsweise für Patienten/-innen mit einer Armlähmung nach einem Schlaganfall.
Die stationiere und ärztliche Behandlung
Viele psychiatrisch- und psychosomatisch schwer erkrankte Menschen benötigen eine fachärztliche Behandlung. Diese kann beispielsweise in Form einer ambulanten Behandlung in einer Arztpraxis, eines stationären Klinikaufenthaltes oder einer Tagesklinik durchgeführt werden.
Der Facharzt / die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist auf die medizinische (v. a. medikamentöse) Behandlung psychischer Störungen spezialisiert. Auch ein Allgemeinarzt / eine Allgemeinärztin hat die Möglichkeit Medikamente zu verschreiben und beratende Gespräche zu führen.
In den meisten psychiatrischen Kliniken liegt der Schwerpunkt auf der medikamentösen Behandlung. Die sogenannten „psychosomatischen“ Kliniken verfügen demgegenüber häufig über ein größeres Angebot an psychotherapeutischen Einzel- und Gruppentherapien für Patienten/-innen, die z. B. an Ängsten, Depressionen oder anderen psychischen Belastungen leiden.
Das Behandlungsbündnis
Eine grundlegende Voraussetzung für eine Psychotherapie ist eine gute Therapeuten-Patienten-Beziehung auf der Basis von Respekt und Vertrauen. Dabei gelten für Psychotherapeuten/-innen bestimmte fachliche und ethische Regeln. Sie unterliegen der Schweigepflicht und sie sind angehalten Ansichten und Würde eines jeden Menschen, der sich ihnen anvertraut, zu achten und sie müssen dessen Grenzen und Wertvorstellungen respektieren. Damit versuchen Psychotherapeuten/-innen nicht ihre eigenen Anschauungen oder Lebensstile zu vermitteln, sondern dem Patienten / der Patientin bei der Erreichung seiner eigenen Ziele zu unterstützen. Dabei ist die Therapie nicht völlig wertfrei. Bestimmte Verhaltensweisen des Patienten / der Patientin (z. B. Selbst- oder Fremdgefährdung, rücksichtsloses oder gefährliches Verhalten etc.) stoßen an ethische Grenzen, was in der Therapie Thema werden muss. Eine psychotherapeutische Behandlung sucht und fordert von Patienten/-innen eine aktive und eigenverantwortliche Mitarbeit. Außerdem müssen Therapeuten/-innen dem „Abstinenzgebot“ folgen. Das bedeutet, dass sie keine privaten Beziehungen zum eigenen Nutzen mit ihren Patienten/-innen eingehen, da sonst Fortgang und Erfolg der Therapie behindert werden.
Was ist Psychotherapie?
Hier ein kurzer Eindruck: Psychotherapie ist die „Behandlung von der Seele“. Hierbei meint seelische Krankheit die Störung der Wahrnehmung, des Verhaltens, der Erlebensverarbeitung, der sozialen Beziehungen und der Körperfunktion. Die willentliche Steuerung ist nicht mehr oder nur zum Teil zugänglich. Deswegen wird nicht nur das Symptom behandelt. Vielmehr geht es darum, dass in der Therapie der ganze Mensch mit seiner ganzen Lebensgeschichte und Lebenswelt Berücksichtigung findet.
Einer psychischen Erkrankung stehen Betroffene, ihre Angehörigen und auch Nahestehenden oft hilflos gegenüber und der “gesunde Menschenverstand” reicht zur Bewältigung schweren seelischen und körperlichen Leidens nicht aus. Mit Psychotherapie lässt sich eine psychische, psychosomatische und zum Teil auch körperliche Störung des Menschen günstig beeinflussen.
Formen von Psychotherapie
Es gibt eine große Zahl unterschiedlicher psychotherapeutischer Ansätze und Richtungen zwischen denen Betroffene von psychischen Erkrankungen wählen können. Diese begründen sich in den verschiedenen Menschenbildern, Wissenschaftsauffassungen sowie den sich daraus ergebenden psychotherapeutischen Richtlinien. Die vielfältigen Therapieansätze können als ein Reichtum unserer Gesellschaft verstanden werden. Im Kontrast hierzu lassen totalitäre Gesellschaften immer nur ein Menschenbild und eine Wahrheit zu und bekämpfen dabei jeweils andere Auffassungen. Ein zur Krankenbehandlung geeignetes Psychotherapieverfahren ist gekennzeichnet durch eine (oder verschiedene) Theorie(n) der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheiten und ihrer Behandlung.
Stand: 23. Januar 2021